
Neujahrsempfang Joachim Beinhold, Kreishandwerksmeister. WP-Foto: Michael Kleinrensing
Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Hagen / Digitalisierung als zentrales Thema
Hagen. Die Konjunktur brummt, 500 neue Ausbildungsverträge wurden abgeschlossen, und die Zusammenarbeit mit der Stadt ist gut: Beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft (KH) Hagen zog KH-Meister Joachim Beinhold eine positive Bilanz für 2016. Mit Zuversicht sehe das Handwerk nach vorn, sagte er, und werde aktiv an einem neuen, identitätsfördernden Profil für Hagen mitwirken.
2017 verspreche spannend zu werden – aber auch unkalkulierbar, meinte er. Vieles stehe angesichts Brexit und Trump in Europa wie Amerika auf dem Prüfstand. Es werde, so Beinhold, tiefgreifende Veränderungsprozesse geben, die natürlich auch Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft haben. „Hoffen wir, dass nationale und internationale Interessen mit Klugheit und dem Willen zum Frieden ausgelotet werden, sodass Populismus und die neuen ,Rechten‘ unsere liberale und weltoffene Lebensweise nicht verändern können.“
Gastredner Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, sprach vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse von einem „Revival des modernen Despoten“, was zu einer Abkehr von der Wertegemeinschaft der westlichen Welt führen könne. Einer solchen Entwicklung müsse man in aller Entschiedenheit und Geschlossenheit entgegentreten.
Direkt aufs Handwerk bezogen betonte er, dass es den meisten Unternehmen im Kammerbezirk gut gehe und die Auftragsbücher voll seien. Man rechne damit, dass sich diese erfreuliche Entwicklung weiter fortsetze. Und das, obwohl die bürokratischen Lasten anhaltend groß seien. Dazu zählte er etwa die Hygiene-Ampel für Lebensmittel-Betriebe, das Umsatzsteuerrecht und ausufernde Dokumentationspflichten. Schröder: „Kleine und mittlere Betriebe werden dadurch teils drastisch ausgebremst“, monierte er. Das zweite Bürokratieentlastungsgesetz, das jetzt in Kraft getreten sei, enthalte zwar gute Ansatzpunkte, doch auf rasche Verbesserung brauche man trotz „One in, one out“-Regel nicht hoffen.
Doch nicht nur das Thema Bürokratie mache dem Handwerk zu schaffen. Gerade auch der zunehmende Fachkräftemangel sei angesichts sinkender Schülerzahlen und anhaltendem Akademisierungstrend für viele zum Problem geworden. „Immer weniger Jugendliche interessieren sich für eine Ausbildung im Handwerk, immer mehr aber für ein Studium. Es ist daher Zeit für ein Umdenken, vielleicht sogar eine Art Neuerfindung unseres Wirtschaftsbereichs.“
Die Digitalisierung biete dafür reichlich Gelegenheit: „Nur wer digital gut aufgestellt ist, wird wettbewerbsfähig sein.“ Als zentrale Aufgabe der Handwerksorganisation sehe er es an, die Unternehmer und ihre Teams bei der praktischen Umsetzung bestmöglich zu unterstützen. Ob individuelle Beratung vor Ort, spannende Veranstaltungen rund ums Thema Handwerk 4.0 oder Diskussionen über mögliche Problemlösungen auf einer offenen Innovationsplattform – die Handwerkskammer Dortmund biete ihren Mitgliedern im Bereich der Digitalisierung konkrete Hilfen an.
Schröder: „Viele Tätigkeiten werden in Zukunft nicht mehr gebraucht oder können vielleicht von Computern übernommen werden. Doch dafür werden neue Berufe entstehen, Tätigkeiten werden sich verschieben. Der Mensch wird immer mehr zum Denker und Lenker der Innovationsprozesse.“ Vieles sei noch ungewiss, doch mit Mut zur Veränderung und Kreativität bei der Entwicklung neuer Produktions- und Geschäftsmodelle werde man diese Herausforderung gut meistern können.